
Baum des Lebens
Ein Kirchenfenster der Johanneskirche zeigt einen Baum. Es könnte der
Baum des Lebens oder der Baum der Erkenntnis sein. Viele grüne Blätter
versprechen einen Reichtum an Hoffnung für die Welt. Und die bunten,
hell leuchtenden Früchte an diesem Baum legen nahe, dass das Licht
Gottes selbst Grund für die Fülle im Leben ist. An diesem Baum mag man
stehen bleiben, einen Moment verweilen, sich ausruhen. Hier mag man sich
von Mühen des Alltags erholen und sich für das Leben stärken lassen.
Vermutlich haben Sie schon von diesem Baum gehört. In einer biblischen
Geschichte von den Anfängen der Menschheit wird erzählt, dass Gott
selbst einen Garten angelegt hat — den Garten Eden, in dem auch dieser
Baum des Lebens stand. Diese Erzählung lässt vermuten,
dass es einst eine Zeit in dieser Welt gab, in der nur Glück und
Zufriedenheit auf Erden war. Die Menschen Adam und Eva wohnten in diesem
Garten Eden. Die Beschreibung deren
Beziehung ist nur bedingt eine Liebesgeschichte, sie stehen symbolisch
für die Schöpfung des Menschen.
Die Geschichte des Gartens Eden birgt ein Geheimnis. Diesen Garten gibt
es. Immer wieder. Du bist in dem Garten Eden, wenn Du spürst, dass Du
mit den Menschen um Dich herum glücklich bist. Du bist in dem Garten des
Lebens, wenn Du merkst, dass Du, so wie Du gestrickt bist, angenommen
bist und Dich in dieser Welt entwickeln und entfalten kannst. Du bist in
dem Garten des Lebens, wenn Du liebst und spürst, dass Du geliebt wirst.
In diesen Momenten des Lebens erfahren wir das „Paradies auf Erden”.
Neben solchen beglückenden Lebenserfahrungen aber steht auch eine andere
Seite des Lebens. Wir fallen immer wieder aus dem Paradies heraus. Wir
können unser Paradies nicht aus eigener Kraft festhalten. Für diesen
Umstand des Lebens mag auch die Schlange stehen. Wie der Gegenpol zu dem
roten Licht des Himmels erscheint sie. Steht die Schlange für unsere
Angst, für unser Misstrauen gegenüber den himmlischen Mächten? Es ist
schon gut, wenn man seinen Baum des Lebens und der Erkenntnis kennt Denn
das schafft Zuversicht und Hoffnung, den Baum im Garten Eden trotz der
Widrigkeiten des Lebens immer wieder neu zu suchen.
Stefan Ammon
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