
...wie alles begann...
- Durch anklicken können
die Bilder vergrößert werden. --
Am 30. März 1919 versammelten sich 25 evangelische
Christen aus Olching und den umliegenden Ortschaften in der Alten Knabenschule
zur Feier des ersten evangelischen Gottesdienstes. Der damalige Vikar und
spätere Fürstenfeldbrucker Pfarrer Julius Stockmeier leitete den Gottesdienst.
Es war die Geburtsstunde der Evangelischen Kirchengemeinde Olching, die erst
1963 von Fürstenfeldbruck in die Selbständigkeit entlassen wurde.
Bereits im Jahr 1920 wurde ein Kirchbauverein gegründet.
Das in der Folge angesammelte Vereinsvermögen von 8.152 Mark fiel allerdings
wenige Jahre später er Inflation vollständig zum Opfer. Der Zuzug vieler
Heimatvertriebener nachdem Ende des 2. Weltkrieges sorgte
dafür, dass es in der Alten Knabenschule endgültig zu eng wurde. Erneut wurden
Mittel für einen Kirchenbau angespart. Von dem Betrag von über 6.000 RM blieben
nach der Währungsreform ganze 600 DM übrig. Dennoch konnte die Grundsteinlegung
am 5. Oktober 1952 (Erntedankfest) gefeiert werden. Das Grundstück in der
Wolfstraße, vom Ehepaar Cronenberg der Gemeinde bereits im Jahr 1936
testamentarisch vermacht, hatte die Zeitläufte unbeschadet überstanden. Bis zur
Weihe der Kirche am 13. September 1953 verging nur ein knappes Jahr.Tatkräftig
unterstützt durch die evangelischen Bürger Gernlindens, wurden sowohl beim
Kirchenbau als auch 10 Jahre später beim Bau des Pfarrhauses in Olching über
1700 ehrenamtliche Helferstunden geleistet. Die Hälfte der Bausumme (€ 38.000,-)
kam durch eine Spendenaktion aller Evangelischen zusammen, die in Esting,
Geiselbullach, Gernlinden, Graßlfing und Olching lebten. Kirchengemeindlich
gehörten sie damals noch zur Erlöserkirche Fürstenfeldbruck. Erst 1963 wurde man
selbständige Kirchengemeinde.Bis zum Jahr 1975 lautete der Name der
Johanneskirche noch „Betsaal im Evangelischen Gemeindezentrum.“ Die Behörden hatten der aufstrebenden
evangelischen Gemeinde nur den Bau eines Gemeindehauses, nicht aber einer Kirche
bewilligt. Darauf sollte der Weilheimer Architekt Peter Handel bei der Planung
der Architektur und des äußeren Erscheinungsbildes Rücksicht
nehmen. Er hat sich zum Vorteil des Gebäudes nicht an diese Vorgabe
gehalten und eine kleine Kirche in der Form eines Zeltes geschaffen.
Bei der Einweihung durch den amtierenden Kreisdekan
Schabert stellte dieser in evangelischer Freiheit und eben diesem
Selbstbewusstsein fest: „Wenn ein Kreuz drauf ist, ist es für mich eine Kirche!”
Geplant und genehmigt als Gemeindehaus, geweiht als Kirche. Die Bestimmung des
Gebäudes wurde seit diesem denkwürdigen Tag nie mehr in Zweifel gezogen.
Anfang der fünfziger Jahre hatte die Olchinger Gemeinde
ca.1000 Gemeindeglieder. In den folgenden 20
Jahren hatte sich die Zahl annähernd vervierfacht, so dass die Kirche endgültig
zu klein war. Außerdem wurde inzwischen gefordert, „die Kirche solle
ansprechend, variabel für Zielgruppengottesdienste und gemeindebezogen in der
Sitzordnung sein”. Bei der großen Kirchenrenovierung in den Jahren 1974/75 wurde
der ehemals westseitige Anbau mit Gemeindesaal und Mesnerwohnung zum heutigen
Chorraum umgestaltet. Der Kirchenvorstand entschied sich, die Prinzipalstücke im
neu entstandenen Chorraum durch den Bildhauer Karlheinz Hoffmann gestalten zu
lassen. Altar, Ambo und Taufstein sind aus Eichenholz gearbeitet. Das über dem
Altar hängende Rundkreuz ist ebenfalls aus Holz gefertigt und mit einem
Weißgoldbeschlag zum Leuchten gebracht, der im Lauf der Jahre allerdings stark
nachgedunkelt ist. Die Zentrierung des Kirchenraumes durch die Prinzipalstücke
ist gelungen. Durch diese Umbaumaßnahme gelang es, die Platzzahl der
Johanneskirche zu verdoppeln. Im Rahmen dieses Umbaus wurde die Orgel von der
Orgelbaufirma Deininger & Renner, Qettingen auf die neugebaute Empore versetzt.
Das Instrument wurde einer ausgiebigen Reinigung und Instandsetzung
unterzogen,
mehrere Register wurden getauscht und die Orgel neu intoniert.
Die nach Entwürfen des Münchner akademischen Malers
Günter Danco von der Münchner Hofglasmalerei gefertigten Buntglasfenster
erzählen bis auf eine Ausnahme alttestamentliche Geschichten. Der Baum der
Erkenntnis, die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies, die Hiob mit
Vorwürfen überhäufenden Freunde am Westgiebel, die Arche Noah und die Berufung
des Erzvaters Abraham auf der Südseite des Kirchenschiffs der Empfang der
Gebotstafeln durch Mose und Gottes Offenbarung im brennenden Dornbusch auf der
Nordseite des Kirchenschiffs komplettieren die alttestamentlichen Motive. Nur
Johannes der Täufer, der Namenspatron der Kirche, in personam die Brücke vom
Alten zum Neuen Testament, hat sich unter die alttestamentlichen Gaubenszeugen
eingereiht. Das beim Umbau stark beschädigte Fenster von Jakobs Kampf am Jabbok
wurde inzwischen restauriert und ziert das Foyer des Gemeindehauses. Für dieses
Fenster war kein Platz mehr in der umgebauten Kirche. Es wurde eingelagert
und ist jetzt wunderbar restauriert.
Wurde der sogenannte ,,Betsaal im
Evangelischen Gemeindezentrum” bei der Kirchweihe 1953 durch die Kirchenleitung
in den Stand einer Kirche erhoben, so hat die Olchinger evangelische Kirche mit
ihrem Umbau 1974/75 per Olchinger Kirchenvolksentscheid ihren heutigen Namen erhalten.
Sie trägt ihn nach Johannes dem Täufer, der mit fest entschlossenem Blick das
Lämmlein im Arm birgt und in der Hand den Kreuzstab hält. Er hält als Glaubenszeuge
zusammen, was in der Welt so oft aufgespalten und abgespalten wird: Die Geborgenheit
und Sicherheit auf der einen und das Leiden müssen und die Unsicherheit auf der anderen Seite
sind, so zeigt es Johannes der Täufer, beides Existenzformen unseres Glaubens.
Der Behütete und der Angefochtene, sie treffen sich zur gemeinsamen Feier des
Gottesdienstes in der Johanneskirche. Und manchmal bin ich selbst der eine und
manchmal der andere.
Harald Sauer
Herzlichen Dank an Claus Bender für die Überlassung der Fotos!
|